Die Hausärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Friederike Schalhorn nahm vom 25. bis 29.11.2029 an einer Hospitation in dem South Riverdale Community Health Centre in Toronto, Kanada teil. Sie interessierte sich dafür, wie interprofessionnelle Arbeit in der primärmedizinischen Versorgung aussehen kann. Wie können der Patient und auch die einzelnen Teammitglieder aus den Gesundheitsberufen davon profitieren? Sie berichtet hier von ihren Erfahrungen.
Hospitation
Menschen vernetz versorgen
Ausgangssituation, Fragestellung und Ziel
Ich arbeite seit Anfang des Jahres 2019 als niedergelassene Hausärztin in meiner eigenen Praxis in Birenbach, Landkreis Göppingen. Zusätzlich bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung der Universitätsklinik Tübingen. Mich motiviert die Verbindung der praktisch allgemeinmedizinischen Arbeit in meiner Praxis und die Verbindung von wissenschaftlicher Arbeit im Fach Allgemeinmedizin zur Verbesserung meiner hausärztlichen Arbeit
Im Vordergrund der Teilnahme an der einwöchigen Hospitation vom 25.11 bis 29.11.2019 im South Riverdale Community Health Centre (SRCHC), Toronto standen für mich die Fragen: Wie kann interprofessionelle Arbeit in der primärmedizinischen Versorgung konkret aussehen? Stellt sie für den Patienten/Menschen tatsächlich eine Verbesserung in der Versorgung dar? Profitiert von interprofessioneller Teamarbeit auch das einzelne Teammitglied?
Art und Ablauf der Bildungsmaßnahme
Durch die gelungene Organisation der Hospitation konnte ich in einer Woche vielschichtige Eindrücke in ein seit Jahrzehnten bestehendes interprofessionelles Primärversorgungssystem im South Riverdale Community Health Centre, Toronto sammeln. Ich bekam einen auf mich zugeschnittenen Besuchsplan, bei dem meine im Vorfeld besprochenen Wünsche berücksichtigt worden sind.
Im Laufe der Woche durfte ich Allgemeinmediziner bei Ihrer Arbeit mit Patienten begleiten. Ich konnte mit Teammanagern aus dem SRCHC über Ihre konkrete interprofessionelle Arbeit sprechen. Außerdem durfte ich erleben wie Netzwerkarbeit mit anderen Organisationen gelingen und neue Ideen bringen kann. Durch den Kontakt mit Kollegen aus anderen Primärversorgungsprojekten und anderen Professionen in Deutschland entstand ein reger Gedankenaustausch.
Ergebnisse der Bildungsmaßnahme und Transfer
Das South Riverdale CHC zeichnet sich durch eine über 20-jährige Erfahrung in der interprofessionellen, vernetzten Versorgung von Menschen in der medizinischen Primärversorgung aus. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist, gesellschaftliche Ausgrenzung aufgrund von sozialen, mentalen, gesundheitlichen und/oder spirituellen Unterschieden zu überwinden.
Die Arbeit in interprofessionellen Teams ist modell- und beispielhaft und knüpft an mein Projekt des Aufbaus eines interprofessionellen Primäversorgungszentrums auf dem Land an.
Diese Idee konnte ich bereits in unserem wissenschaftlichen Meeting an der Universität einbringen und gibt Anstoß für weitere Forschungsprojekte im Bereich der Primärversorgung.
Fazit
Aufgrund des CfCC-Hospitationsprogramms konnte ich erleben, dass interprofessionelle Arbeit in der Primärversorgung möglich ist. Ich konnte sehen, dass nicht nur die Patienten davon profitieren, sondern auch die einzelnen Teammitglieder aus den Gesundheitsberufen. Die konkrete Umsetzung in mein Projekt birgt jedoch finanzielle und organisatorische Herausforderungen. Der Grund: Das deutsche Gesundheitssystem ist anders strukturiert als das kanadische. Interprofessionelle, vernetzte Arbeit in der Primärversorgung in Deutschland bedarf der Etablierung neuer Strukturen.